Jennifer Wirth geht in Teil zwei der Serie "Jumping Journalist" mit EMS-Training in Siegen auf Tuchfühlung. Sie will herausfinden, ob man mit Strom zur Traumfigur kommt.
Kennenlernen - keine Unterwäsche?
Elektro-Muskel-Stimulation (EMS) ist ein intensives Personaltraining, dass nur 20 Minuten pro Woche dauert. Es ist Muskeltraining, bei dem die Tiefenmuskulatur durch Elektroimpulse stimuliert wird", sagt Michael Othmer, Trainer und Leiter des EMS-Studios in Siegen. Er führt mit mir zunächst ein Vorgespräch. Das sei wichtig, um herauszufinden, wie sportlich sein Kunde ist und ob es Problemstellen gibt. Dann geht es ab in die Kabine. Er reicht mir eine enge schwarze Hose und ein Shirt, beides aus Baumwolle. "Am besten trägst du darunter keine Unterwäsche", sagt er. Ich bin verwirrt. Keine Unterwäsche beim Sport? "Wenn du dich wohler fühlst, kannst du sie anlassen, aber dann werden die Impulse schlechter übertragen und sie wird nass." Oh. Na gut.Nasses Neuland
Die nasse schwarze Weste schmiegt sich an meinen Körper. Ich schaue an mir hinunter. Ein bisschen sehe ich aus wie eine tropfende Presswurst, finde ich. Je eine Manschette trage ich um die Oberschenkel und Arme. Das elastische breite Band um meinen Po tut sein Übriges. Vorteilhaft ist anders, aber immerhin wirke ich auf Außenstehende wie ein Roboter: Rote Kabel hängen an meinem Korsett herunter. Sie verbinden Manschetten und Weste mit dem EMS-Gerät, quasi der Schaltzentrale meines Trainers. Das Gerät wird gleich ungefährlichen Reizstrom abgeben, der direkt auf meine angespannten Muskeln trifft, während ich Übungen durchführe. Dadurch sollen die körpereigenen Impulse verstärkt werden und das Training intensiver werden. Ich bin gespannt. Sogar ein bisschen nervös. Tut das nicht weh?
Trainingsstart
Auf Anti-Rutsch-Socken laufe ich zum Trainingsgerät und erhalte meine Weste. Michael besprüht sie mit viel Wasser. "So leitet sie besser." Festgeschnallt und voll ausgestattet stehe ich nun vor dem EMS-Gerät. Es hat zwei Griffe und eine digitale Anzeige. "Und jetzt gehst du in die Ausgangsposition: Beine hüftbreit auseinander, tief gehen, Arme vor den Oberkörper", sagt Othmer. Mein Trainer dreht den Strom auf. Uhhhhh, das kribbelt. Ich muss lachen. Mindestens tausend Ameisen scheinen über meinen Körper zu laufen. Vier Sekunden lang muss ich die Muskeln anspannen und meine Übung durchführen. Dann darf ich vier Sekunden pausieren.
Gegen Vorurteile kämpfen
16 Übungen in nur 20 Minuten. Der Schweiß tropft. Immer wieder gehen Menschen am Fenster vorbei und belächeln mich. Sie ahnen nicht, wie viel Kraft es mir abverlangt, die Übungen richtig auszuführen. "Wir erleben es häufig, dass Leute gucken und denken, dass es nicht anstrengend ist. Einige denken auch, dass es sich anfühlt wie ein Stromschlag aus der Steckdose – das sind Vorurteile", so Othmer. Das Workout passt er dem Leistungsstand seines Gegenübers an. Jeder, der mindestens 18 Jahre alt ist, kann das Training machen. Alle Daten werden auf einer Chipkarte gespeichert, sodass man sich nach und nach steigern kann. Mittlerweile mache ich Kniebeugen mit gehobenen Armen. "Komm Jenny, streng dich an und gib ein bisschen mehr Gas, achte auch darauf, den Rücken gerade zu halten. Auf geht's!", ruft Othmer. Das treibt mich voran. Ich gebe alles. Es fühlt sich an, als würde mein Körper beben. Von außen sieht man allerdings nichts. "Ich biete dir jetzt einen Widerstand. Drück dagegen. Los Jenny." Puh, mir ist heiß. Als nächstes ziehe ich mein rechtes Bein hoch und den linken Arm Richtung Bauch. Position halten. Wieder ein Stromstoß. Und durchatmen. Wiederholung. Dann ist es geschafft. Ich bin fix und fertig.
Mein Fazit
EMS macht riesigen Spaß. Mit Michael an meiner Seite habe ich durchgehalten und fühle mich wie nach einem zweistündigen Workout. Über die vollen zwanzig Minuten trainiert man alle großen Muskelgruppen. Durch die tiefgehenden Impulse werden aber gerade auch sehr feine Muskeln erreicht, bspw. im Bereich der Wirbelsäule, weshalb das Training auch für Rückenpatienten sehr effektiv ist. Wer wenig Zeit hat und trotzdem intensiv an seinem Körper arbeiten möchte, ist in einem EMS-Studio bestens aufgehoben.
Quelle: derwesten.de